Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

4. Hörerzentrierte Klangforschung

4.3 Leerstellen-Exegese

4.3.1 Generalpause
Jean Sibelius: Valse Triste

#einbauen: Ambiguität (Mahler: Adagietto: zwischen F und a)

4.3.2 Auflösung der Funktionsharmonik
Richard Wagner: Tristan und Isolde
Charles Ives: Symphonie Nr. 2

4.3.3 Auflösung des Melodischen Gefüges
Arnold Schönberg: Farben

4.3.4 Absenz von Tonalität
Arnold Schönberg: Moses und Aron

4.3.5 Verrauschen
Alvin Lucier: I am Sitting in a Room

4.3.6 Stille
Anthony Braxton: Silence

4.3.7 Schweigen
John Cage: 4'33"

Karajan und Menuhin über Leerstellen in der Musik:

4.3 Leerstellen-Kombinatorik

Ein der Erwartungsdiskrepanzanalyse verwandter Ansatz, der aber mehr die aisthetischen als die psychologischen Wirkungen von Musik in den Blick nimmt, ist die musikalische Leerstellenanalyse, die ebenfalls von außen an die Musikwissenschaft herangetragen wurde. Das urspünglich aus der Literaturtheorie stammende Paradigma (Iser 1976), das in jüngster Zeit schon für die Bild- und Filmwissenschaft fruchtbar gemacht werden konnte (vgl. Schriftvorlesung 4.3), kann auch hinsichtlich musikalischer Phänomene dazu verhelfen, bestimmte Zäsuren als Appellstrukturen zu verstehen, die Hörer zu kombinatorischer Eigenaktivität veranlassen.

Im folgenden gebe ich dazu einige Beispiele, die zunehmend verdeutlichen mögen, inwiefern außermusikalische Elemente, nämlich situative und atmosphärische Kontexte, zu berücksichtigen sind, um ihre Wirkungen zu erfassen. Sie tragen damit zugleich zur Plausibilisierung der Notwendigkeit bei, die disziplinären Grenzen der Musikwissenschaft medienkulturwissenschaftlich zu erweitern, wie es die Sound Studies tun.

4.3 Leerstellenanalyse4.3 Leerstellenanalyse
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