Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

2. Psychologie des Hörens

2. Psychologie des Hörens

2. Psychologie des Hörens

Das griechische Wort psyché, auf das die Fachbezeichnung Psychologie zurückgeht, bedeutet ursprünglich "Hauch". Dem liegt die antike Vorstellung zugrunde, dass es der Atem ist, der den menschlichen Körper belebt und beseelt. Auch wenn sich die Erklärungen gewandelt haben, bleibt es die Beschäftigung mit den nicht-körperlichen Lebensprozessen, die den Zuständigkeitsbereich der Psychologie umreißt: Gedanken, Stimmungen, Erinnerungen, Assoziationen, Gefühle etc.

Diese lassen sich nicht unmittelbar körperlich erfassen (auch wenn manche Neurowissenschaftler das mit ihren Gehirnscans suggerieren und dabei unterschlagen, dass solche bildgebenden Verfahren nur Spekulationen über die realen Bewusstseinsprozesse zulassen). So muß Psychologie sich auf indirekte Messmethoden stützen, in der Regel auf Experimente und Befragungsmethoden.

Die Gedächtnispsychologie unterscheidet Kurzzeit-, Arbeits- und Langzeitgedächtnis. Alle drei lassen sich auch für auditive Sinnesreize konstatieren, die jeweils aber Eigentümlichkeiten aufweisen, die mit der zeitlichen Natur von Klangereignissen zu tun haben (2.2).

Ein weiteres Charakteristikum des Hörsinns ist seine enge Assoziation mit dem Sehsinn. Nicht zufällig sprechen wir z.B. von "Klangfarben". Aus Erfahrungen mit Filmmusik wissen wir, dass diese – oft unmerklich – bewegte Bilder emotional aufladen, sie sozusagen noch "bewegender" machen können. Umgekehrt können, wie sich wiederum experimentell nachweisen lässt, visuelle Eindrücke einen Einfluss darauf haben, was wir hören (2.3).

Die besondere Nähe des Hörens zum Fühlen, die Gehirnphysiologen mit der engen neuronalen Anbindung ans limbischen System erklären (vgl. 1.4), beruht aus psychologischer Sicht auf bestimmten Gedächtnisfunktionen, insbesondere dem "episodischen Gedächtnis", das für biographische Erlebnisse zuständig ist. Zudem empfinden wir einen Lustgewinn, wenn wir etwas Gehörtes wiedererkennen, bevorzugt den vertrauten Klang einer menschlichen Stimme – was schon aus der Verwandtschaft des Wortes mit dem Begriff "Stimmung"hervorgeht (2.4).

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