5.4 Griechische Schöpfungsmythen


5.4 Griechische Schöpfungsmythen
Die griechische Mythologie kennt zahlreiche Geschichten über die Schöpfung und anschließende Beseelung von Menschen.
Die berühmteste handelt von Prometheus, der sich gegen den Göttervater Zeus auflehnte und dessen Schöpferkraft überbieten wollte, indem er ein Wesen nach seinem Ebenbild schuf, und ihm das Feuer – damit zugleich die Technik – brachte. Er formte die Menschen aus Lehm, bedurfte aber göttlicher Hilfe, um sie zu beseelen. Diese Aufgabe übernahm Athene, die den Lehmstatuen Leben einhauchte.
Dass der Hauch (pneuma) Träger der Seele sei, ist eine geläufige Vorstellung bei den Griechen gewesen. Darin drückt sich bereits eine Säkularisierung des alten Götterglaubens aus. Denn dass wir Menschen beatmen und dadurch "reanimieren" können, entspricht ja durchaus der empirischen Erfahrung.
So zeugt auch die griechische Legende vom Ursprung der Malerei von einer aufgeklärten Vorstellung über den Substitutionscharakter von Statuen. Sie stammt aus dem 6. Jh. v. Chr. und handelt vom korinthischen Töpfer Butades, der im 6. Jh. seiner Tochter einen Ersatzgeliebten aus Ton anfertigte: Das Mädchen nämlich war unglücklich darüber, dass ihr Geliebter zum Krieg in die Ferne ziehen musste. So zeichnete sie dessen Schattenumriß an die Wand. Butades habe daraufhin die Figur mit Ton ausgefüllt und mit den übrigen Töpferwaren gebrannt, so dass seine Tochter das Abbild bei Bedarf umarmen konnte. (Plinius 77)