3.4 Hermann Schmitz: Neue Phänomenologie / Leibphilosophie
Bewegungssuggestion
"Bewegungssuggestionen sind ein gemeinsamer Nenner der (vermutlich aller) Gegenstände der Wahrnehmung und des spürbaren Leibes. An diesem ereignen sie sich in der zu den leiblichen Regungen gehörigen Suggestion, als ob man sich irgendwie bewege, z.B. in Gestalt der Als-ob-Bewegungen von Sinken, Schwellen, Erhebung, ausladender Weitung, Schweben und dergleichen bei Müdigkeit, Wollust, Stolz, Freude. Den Gebärden sind sie eingegeben als die betreffende Bewegung u.U. im Ausmaß weit übertreffende Bewegungssuggestion, die sowohl am eigenen Leib des Vollziehenden gespürt als auch von Anderen gesehen werden kann. Als ein Beispiel nenne ich hier nur den Augenaufschlag, rührend im treuen Hundeblick, verführerisch als Geste einer schönen Frau, demonstrativ als ironischer Protest ('daß Gott erbarm'!'), anklammernd in der Bittgebärde." (Schmitz 1989, S. 342)
Atmosphäre
"Mit ihm (dem Begriff der Atmosphäre) verhält es sich vielmehr ebenso wie mit dem Innewerden des Wetters. Das Wetter eines naßkalten Regentags oder lauen Frühlingsabends begegnet uns keineswegs als Regung des eigenen Leibes, sondern als unbestimmt weit ergossene Atmosphäre, in die dieser eingebettet ist; aber wir spüren es am eigenen Leibe, indem es diesen frösteln läßt oder ihm den Atem verschlägt oder ihn wie mit lauen Fluten umschmeichelt. Ebenso richtet Hoffnung uns auf, während sich Sorgen und Kummer zentnerschwer auf die Brust legen, aber nicht als körperliche Massen, sondern so, wie sich nach dem Zeugnis unmittelbaren, unbefangenen Spürens auch schwüles und drückendes Klima schwer auf die Brust legen kann." (Schmitz 1989, S. 141)
Situation
– "inkludierend": Sofern sie dem Individuum „nur einen Rahmen geben, wie die Konventionen und Weisen des Benehmens aller Art, für die man sich kommunikative Kompetenzen erworben hat, darunter beherrschte Fremdsprachen“.
– "implantierend": Sofern „die persönliche Situation in gemeinsame Situationen so hineinwachsen und mit ihnen verwachsen (kann), so daß sie von ihnen durchdrungen und geprägt wird.“ (Schmitz 1997, S. 29 f.)