Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

7. Orpheus: Leitfigur magischer Klangwirkung

7.1 Der Musensohn

Die 9 Musen:
Klio, Thalia, Erato, Euterpe, Polihymnia, Kalliope, Terpsichore, Urania, Melpomene.

Abb.: Römisches Sarkophagrelief aus dem 2. Jh. (Louvre, Paris).
Text: Hesiod: Theogonie, Hg. u. übers. von Karl Albert, V. 51–55.

                          Orpheus' Großeltern: Mnemosyne und Zeus
                          O.s' Eltern: Kalliope und Oiagros bzw. Apollon

7.1 Der Musensohn

Nach mythischer Überlieferung ist Orpheus ein Sohn der Muse Kalliópe. Als sein Vater werden zum einen Apollon, zum anderen der thrakische König und zugleich Flussgott Oiagros genannt.

Schon diese Genealogie enthält bezeichnende Hinweise auf die Charakteristik der Figur.

Die neun Musen sind Töchter der Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung. Dabei ist "Erinnerung" hier wörtlich zu nehmen, als "Sich-inne-Werden", also gesteigerte Selbstgegenwart. So schreibt der griechische Schriftsteller Hesiod (8./7. Jh. v. Chr.) : "Mnemosyne ... gebar die Musen, damit sie Vergessenheit (Lesmosyne) brächten des Kummers über Vergangenes und der Sorgen über die Zukunft."

Kalliópe war die älteste und weiseste der Musen, und ihr Name bedeutet "die Schönstimmige. Sie als Orpheus' Mutter zu deklarieren heißt demnach, seinem Gesang unübertreffliche Schönheit und tiefste Wahrheit zu attestieren.

Orpheus' mythischer Vater Apollon galt als Gott der Musik – und zwar einer Musik der Heilung durch Besänftigung (im Gegensatz zu Dionysos, dem Gott des Rausches und der Ekstase). Nachdem er von Hermes die erste Leier (gefertigt aus einem Schildkrötenpanzer, der mit einem Rinderfell und darüber Darmsaiten bespannt war) zum Geschenk erhalten hatte, brachte er Orpheus bei, darauf zu spielen.

Oíagros schließlich, Orpheus' zweiter Vater, steht als griechischer Flussgott für die Idee der erotischen Vermählung aller Elemente, die "ozeanische" Auflösung aller Gegensätze.

7.1 Der Musensohn7.1 Der Musensohn
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