Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

3. Phänomenologie des Hörens

3.1.1 Gesetz der Prägnanz

Es werden bevorzugt Gestalten wahrgenommen, die sich von anderen durch ein bestimmtes Merkmal abheben. Jede Figur wird so wahrgenommen, dass sie in einer möglichst einfachen Struktur resultiert (= „Gute Gestalt“).

Tonleiter-Illusion:

Linker Kanal (schwarze Noten):

Rechter Kanal (rote Noten):

Wahrgenommenes Klangbild:


Wahrnehmung bei unterschiedlicher Klangfarbe ("Spaltklang"):

 

Chromatik-Illusion

Linker Kanal:

Rechter Kanal:

Wahrgenommenes Klangbild:

3.1.1 Gesetz der Prägnanz

Unsere Illustration zum Gestaltgesetz der Prägnanz mag Ihnen vor Augen führen, dass unser Sehsinn aus den vieleckigen Linienverläufen automatisch die einfachste Formdeutung – ein Quadrat und ein Dreieck übereinander liegend – herausgreift, und das sogar dann, wenn die Farbgebung einen anderen Aufbau der Figur signalisiert. Die einfachste Deutung setzt sich also durch.

Das auditive Pendant hierzu lässt sich an den von Diana Deutsch (1975) beschriebenen Phänomenen der Tonleiter- und Chromatik-Illusion verdeutlichen.

Werden beiden Ohren jeweils ungeordnete Tonfolgen dargeboten (s. Notenbild oben, rechter Kanal = rote Töne, linker Kanal = schwarze), hören wir unwillkürlich die zu einer Tonleiter passenden heraus (Notenbild unten).

Die Tonleiter-Illusion funktioniert  nur mit Tönen von ähnlicher Klangcharakteristik. Werden verschiedene Instrumente verwendet, kommt keine Synthese zustande, wie die vierte Tonspur demonstriert ("Spaltklang").

Die Chromatik-Illusion (Halb- statt Ganztonschritte) funktioniert analog.

3.1.1 Gesetz der Prägnanz3.1.1 Gesetz der Prägnanz
SprechblaseSprechblase
Fragezeichen