Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

9. Die drucktechnische Revolution

9.4 Ausbreitung des Buchdrucks

9.4 Ausbreitung des Buchdrucks

Die Verbreitung des Buchdrucks vollzog sich rasant: Während es 1470 vierzehn Druckereien gab, waren es dreißig Jahre später schon 255 – mit einem Ausstoß von rund 30.000 Titeln und 17 Millionen Exemplaren.

Die Schrifthistoriker nennen den Zeitraum der ersten Drucke bis 1500 "Inkunabel-Zeit" (von lat. incunabula = erste Kindheit), die Druckwerke nennt man "Inkunabeln" bzw. "Wiegendrucke". In dieser ersten Phase waren die Kosten für gedruckte Bücher noch in etwa gleich hoch wie die für Handschriften. Erst ab 1490 war das neue Verfahren soweit durchrationalisiert, dass die Preise für Gedrucktes fielen.

Und auch die Ablösung vom bisherigen, vorwiegend religiösen, Kanon vollzog sich erst allmählich, in der Zeit der sog. "Frühdrucke" (1500–1550). Von ihnen waren immer noch mehr als drei Viertel auf Latein gedruckt. Ab ca. 1520, begünstigt durch sinkende Papierpreise, wurde der Druck zum "Medium für das Neue" (Stein 2006, S. 187). Es entstanden volkssprachliche Texte, insbesondere die Luther-Bibel, aber auch politische Flugschriften.

9.4 Ausbreitung des Buchdrucks9.4 1470年到1500年印刷术的传播
SprechblaseSprechblase
Fragezeichen