Peter Matussek

Historische Anthropologie der Animationstechnik

2. Psychologie der Bewegungswahrnehmung

2.3.3 Eigenbewegung

Animation von Antoine Bardout-Jacques für Alex Gopher: The Child (1999).

2.3.3 Eigenbewegung

So wie wir Bewegungen anderer schon an einfachsten Merkmalen identifizieren können, so genügen schon wenige visuelle Signalreize einer Eigenbewegung, um diese authentisch zu erleben. Dabei kommt ein psychomotorischer Mechanismus zum Tragen, der als "sensomotorische Identifikation" oder "sensomotorische Koordination" bezeichnet wird. Diese Identifikations- bzw. Koordinationsleistung unserer Bewegungswahrnehmung mit äußeren, insbesondere visuellen Bewegungssignalen, läuft automatisch ab. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen dieser automatischen Wahrnehmung einer Eigenbewegung und einer solchen, die mit Selbstaufmerksamkeit verbunden ist (vgl. 0.5). Wie wir z. B. an computerspielenden Kindern beobachten können, geht die erstere Art mit einem hohen Maß an "Selbstvergessenheit" einher – das spielende Kind ist derart identifiziert mit den Bewegungen des von ihm gesteuerten Protagonisten, dass es mit diesem verschmilzt und die eigene Bewegungswahrnehmung als die seines vituellen alter Ego wahrnimmt. Bei der zweiten Art hingegen richtet es seine Aufmerksamkeit auf die eigenen leiblichen Regungen, was eine andere Empfindungsqualität mit sich bringt.

2.3.3 Eigenbewegung2.3.3 Eigenbewegung
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