| | | "Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil" läßt Goethe seinen Faust sagen, bevor der zu den "Müttern", in das "Ungeheure" herabsteigt. Goethe selbst hatte sich in jungen Jahren durch nächtliche Friedhofsbesuche syste-matisch desensibilisiert- im Alter bereute er, daß ihn an solchen Orten kein Gruseln mehr überkommen wollte. Was also ist so schätzenswert am Schaudern? Warum bezahlen wir für et-was, das uns Angst macht - etwa für Geisterbahnen und Gruselfilme - auch noch Eintritt? Warum können Kinder bei Grimms Märchen einschlafen? Ma-chen grauenvolle Computerspiele grausam, oder helfen sie, durch symboli-sche Angstbewältigung die Schrecken des realen Lebens zu verarbeiten? Liegt in bestimmten Angsterfahrungen (während andere uns buchstäblich töten können) vielleicht sogar ein genuines Moment von Selbstbefreiung, das angesichts einer verhärteten Realität um seine Existenzberechtigung bangen und deshalb auf Ersatzfelder ausweichen muß? Das Seminar wird diesen Fragen anhand von Beispielen aus verschiedenen Medien und Genres nachgehen und dabei jeweils theoretische Literatur zu Rate ziehen (u.a. Platon über die Aporie, Aristoteles über den kathartischen Phóbos, R. Otto über den Sensus numinus, Freud über das Unheimliche, Balint über Angstlust...). |